Die französischen Büros Mathieu Forest Architecte und Zone Of Utopia haben gemeinsam das Xinxiang Cultural Tourism Centre entworfen. Und dafür eine noch nie dagewesene Eis-Illusion erschaffen.

Der Name Xinxiang klingt Wintersportfans vielleicht noch in den Ohren. Die Olympischen Winterspiele 2022 wurden teilweise in der chinesischen Sechs-Millionen-Metropole ausgetragen. Für die Region der ultimative Startschuss in eine glitzernde Wintersportzukunft?

Sieht ganz danach aus. Denn während das Megaspektakel zwar international durchaus Nachhaltigkeits-Fragen aufgeworfen hat, ist man vor Ort hochmotiviert. Und arbeitet daran, den zukünftigen Wintersportlern möglichst spektakuläre Erlebnisse zu bieten.

Xinxiang Cultural Tourism Centre

So soll demnächst neben einer gigantischen Indoor-Skihalle, wie man sie aus Dubai kennt, vor allem das überdimensionale Xinxiang Cultural Tourism Centre entstehen. Ein Bauwerk, das schon bei seiner Projektpräsentation für weltweites Aufsehen gesorgt hat. Denn: Das Teil ist wahrlich einmalig!

Spektakuläres Cultural Tourism Centre

Von den beiden französischen Büros Mathieu Forest Architecte und Zone Of Utopia entworfen, zwingt es dem Betrachter bereits auf den ersten Blick die gewünschte Winter-Assoziation auf. Der gesamte Bau sieht aus, als hätte man gigantische Eiswürfel übereinandergestapelt. Eine Optik, die man so wahrlich noch nicht gesehen hat.

Die beiden Studios selbst beschreiben ihren Wurf so: „Es sieht nicht wie ein klassisches Gebäude aus. Es ist nicht möglich, die Anzahl der Stockwerke zu bestimmen. Es ist eine maßstabslose Skulptur, ein reines und monumentales Objekt.“ Wer es genauer wissen möchte: Es sind genau neun Kuben aus Milchglas, die auf den ersten Blick unlogisch übereinander geschichtet werden.

Verschiebung der Perspektiven

Auf den zweiten Blick aber wird eine ausgeklügelte Logik ersichtlich. Egal von welcher Seite man die 17 Meter hohen Würfel betrachtet, sie erscheinen stets anders. Jeder Würfel ist in einem anderen Winkel gestapelt, so dass je nach Blickrichtung unterschiedliche Kompositionen entstehen. Einige Kuben ragen über den Platz hinaus. Andere sind so positioniert, dass kleine Lücken entstehen, zwischen denen man hindurchgehen kann.

Zwei Würfel liegen gar abseits des zentralen Bereichs und sind durch gepflasterte Wege verbunden, die das Wasserbecken überqueren und einen Shop samt Restaurant beherbergen. Im zentralen Kubencluster bildet ein doppelt so hohes Erdgeschoss ein großes, offenes Foyer. Dieses führt zu einem Lesesaal, der sich zu einer gepflasterten Wasserterrasse hin öffnet.

Besonders spannend sind aber die Materialien, mit denen hier gearbeitet wird. Glas und Stahl. Konkret heißt das: Die Fassaden bestehen aus bedruckten Glaspaneelen. Diese wiederum werden von stabilen Edelstahlseilen gehalten und so miteinander verbunden.

Wenige Komponenten für viel Design

„Auf diese Weise entsteht ein minimalistisches Design, das sowohl Zerbrechlichkeit als auch Stabilität ausstrahlt“, so die Architekten. Und weiter: „Die Textur der Glasfassaden besteht aus einer Vielzahl von verschlungenen, lichtdurchlässigen Eiskristallen, die das Licht und die Sicht aus dem Inneren filtern.“

Tageszeit-Effekte dank Lichspielerei

Damit würde zu jeder Tages- und Nachtzeit ein anderer Effekt erzielt: Tagsüber ändert sich das Aussehen der Glasplatten je nach den Lichtverhältnissen, so dass bestimmte Bereiche des Innenraums sichtbar sind und andere verdeckt werden. Nachts erzeugt die Beleuchtung aus dem Inneren einen Leucht-Effekt der das Xinxiang Cultural Tourism Centre zu einem weit sichtbaren Leuchtturm machen soll.

Hinter der offensichtlichen Opulenz des Xinxiang Cultural Tourism Centre haben sich die Architekten aber natürlich auch einen philosophischen Unterbau überlegt.

Ohne Philosophie geht nichts

Zitat: „Es geht darum, sich zu verstecken und gleichzeitig zu zeigen. Es geht um das Geheimnisvolle und den Wunsch, sich zu nähern, zu provozieren.“ Außerdem sei das Ziel des Projekts, „einen starken urbanen Indikator zu schaffen, der das gesamte Viertel vereint“, so Mathieu Forest Architecte und Zone of Utopia.

Fazit: Eine coole Sache

Jedenfalls aber wird in Zukunft jedem, der sich nur in die Nähe von Xinxiang wagt, klar sein: Hier ist der Winter zuhause. Und auch wenn die Region sich vielleicht nicht durch Nachhaltigkeit auszeichnet – der Eiswürfel-Bau ist jedenfalls eines – verdammt cool.

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: ArchExist

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