Für einen finanzstarken Filmproduzenten entwickelten Olson Kundig ein Haus voller Abenteuer. Ein architektonischer Stunt, der wohl nur in Los Angeles machbar ist.

Und wieder bricht die Nacht an in Basin City, schwarz und undurchdringlich. Dwight muss daran denken, was er alles verbockt hat und was er dafür geben würde, noch einmal von vorne anfangen zu können. Dann tritt auch noch seine schöne Ex-Freundin Ava auf den Plan. Sie brach ihm einst das Herz, als sie mit einem anderen verschwand. Nun bittet sie ausgerechnet ihn um Hilfe: Ihr Ehemann Damien Lord misshandelt sie brutal und lässt sie durch seinen skrupellosen Chauffeur Manute überwachen. Dwight will ihr helfen, doch in dieser Stadt kann man niemandem vertrauen …

Sin City lässt grüßen

Ihnen kommt dieses Szenario irgendwoher bekannt vor? Dann haben Sie wohl den zweiten Teil von Sin City gesehen. Jenes Comic-Epos, dem es weder an gewagter Brutalität noch an cleverem Storytelling fehlt. Eingespielt hat das Spektakel knappe 40 Millionen US-Dollar. Und wenn man sich die Fotos der von Olson Kundig entworfenen und soeben fertiggestellten Supervilla ansieht, weiß man, wohin ein Teil davon geflossen ist. Es gehört mit Kipp Nelson nämlich einem der Executive Producers des internationalen Filmhits.

Und selbst wenn das dreigeschossige und 1.453 Quadratmeter große Betonhaus auf einer Landzunge oberhalb des Sunset Strip in West Hollywood thront, wähnt man sich doch eher auf einem surrealen Filmset, denn in Los Angeles. Aber genau das waren offensichtlich auch die Vorgaben an die Architekten, wie das Studio selbst kommuniziert: „Da der Bauherr aus einem Umfeld von Outdoor-Abenteuern kommt, wollte er, dass sich das Haus für ihn und seine vielen Gäste wie ein Abenteuer anfühlt.“

Olson Kundig auf Abenteuer-Suche

Stellt sich freilich für den Laien die Frage: Wie macht man das? Eines gleich vorweg, der Feinschliff des Abenteuergefühls wird am Ende durch das spektakuläre Interieur generiert. Aber natürlich kann dieses nur in einem thematisch passenden Rahmen auch wirken. Und dieser wurde von Olson Kundig von einem Kontext aus entwickelt, der größer gedacht ist, als die Grundfläche des Hauses per se.

Von den Bergen bis zum Pazifik

Das aus Seattle stammende Architektur-Studio kam nämlich zu dem Schluss, dass Abenteuer in unseren Köpfen grundsätzlich eher außerhalb der eigenen vier Wände stattfinden, als darin. Somit war für sie klar: Der spektakuläre Blick von der erhöhten Lage des Anwesens zu den San Gabriel Mountains bis zum Pazifischen Ozean müsse buchstäblich eingefangen werden. Die dort vermeintlichen Erlebnismomente so ins Innere gelockt werden.

olson kundig

„Dieses Haus bewegt sich in vielen verschiedenen Maßstäben: dem größeren landschaftlichen Maßstab von Los Angeles, dem Maßstab von Unterhaltung und großen Gruppentreffen und dem intimen Maßstab von Räumen für das tägliche Leben“, formuliert der zuständige Designchef Tom Kundig die Sache. „Am meisten begeistert mich, wie der Entwurf diese Maßstäbe miteinander verbindet und es dem Kunden ermöglicht, das Haus je nach Bedarf zu erweitern oder zu verkleinern.“

Olson Kundig sorgen für Abwechslung

Damit spricht Kundig die Tatsache an, dass das Haus für Gäste bei jedem Besuch anders aussehen kann, sofern der Gastgeber das eben möchte. Das wurde durch schwenkbare Wände – ein Gutteil davon aus Glas – erreicht. „Dadurch verschmelzen die Innen- und Außenräume immer unterschiedlich miteinander und erweitern den Lebensraum nach draußen in das gemäßigte Klima Südkaliforniens“, so das Studio.

Unendlich viel Freifläche

Um diesen Kontakt mit der Außenwelt zu maximieren, ragt ein Teil des Obergeschosses weit über den Hinterhof hinaus, wo das Team mehrere Terrassen und einen Infinity-Pool platziert hat. Insgesamt bietet das Haus eine Außenfläche von 646 Quadratmetern, die allesamt ebenfalls durch unterschiedliche mobile Elemente wandelbar sind.

olson kundig
olson kundig

olson kundig

Spektakulär wird es dann jedoch im unteren Geschoß: Hightech-Fitnessraum, Spielzimmer und Weinkeller sind da noch die kleineren Abenteuer. Die Garage sorgt für das große Erlebnis: Auf der verbleibenden Grundfläche finden hier die wertvollen Sammler-Stücke des Filmproduzenten und Finanziers ihr Zuhause. Dieser Bereich ist zudem schon von weithin einsichtig, was dem Besucher auf Anhieb das Gefühl vermittelt, direkt in ein stationäres Road-Movie hineinzustolpern.

Dass die anderen Räume mit maßgefertigten Möbeln von High-End-Händlern wie RH, Design Within Reach und Cassina zu finden sind, mag andernorts Aufsehen erregen. In diesem abenteuerlichen Setting wirken diese Teile fast schon normal.

Text: Johannes Stühlinger
Fotos: Nic Lehoux

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