„China Zun“: Pekings neues Wahrzeichen (Foto: HG Esch)
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„China Zun“: Pekings neues Wahrzeichen

Wie eine gigantische Blumenvase ragt er aus Pekings dichtem Häusermeer: Der vom Büro KPF designte „China Zun“ Tower wurde jüngst eingeweiht. Damit hat die Millionenstadt ein neues höchstes Gebäude – und ein neues Wahrzeichen.

Die Fertigstellung des Gebäudes Anfang Oktober hat Chinas Metropole um eine architektonische Attraktion reicher gemacht. Nicht nur, weil der auch als CITIC Tower Beijing bekannte „China Zun“ Wolkenkratzer mit seinen 528 Metern Höhe alle anderen Bauten Pekings überragt. Das Hochhaus mit der außergewöhnlichen, „taillierten“ Form ist derzeit auch das neunthöchste der Welt. Und es bildet einen neuen Ankerpunkt im dichten Beijing CBD (Central Business District).

Über allen Dächern

Obwohl in China seit Jahren unzählige Hochhäuser gen Himmel wachsen: In Peking begann die Phase regen Wolkenkratzerbaus vergleichsweise spät. Anders als in anderen Städten finden sich die meisten dieser High-Rises hier zudem dicht an dicht im CBD.

Der vom Büro Kohn Pedersen Fox Associates (KPF) für CITIC Heye Investment designte China Zun Tower beeindruckt allerdings nicht allein durch seine Gesamthöhe. Seine außergewöhnliche Form und verbindende Funktion machen ihn vielmehr zu einem ikonischen neuen Wahrzeichen.

Von rituellen Artefakten inspiriert:  Der jüngst eröffnete China Sun Tower. (Foto: HG Esch)
Von rituellen Artefakten inspiriert: Der jüngst eröffnete China Sun Tower.

Design, das zur Geschichte der Millionenstadt und ihrer Bewohner passt. (Foto: Li Lei)
Design, das zur Geschichte der Millionenstadt und ihrer Bewohner passt.

Dass der auch CITIC Plaza genannte Turm einer gigantischen Vase ähnelt, hat einen guten Grund. Die KPF Architekten ließen sich bei der Planung von einem rituellen Artefakt inspirieren: Der chinesische „Zun“, ein Gefäß-Typ aus der Bronzezeit, beeinflusste die Formgebung.

Das quadratische Gebäude mit den gerundeten Ecken ändert seine Breite im Höhenverlauf. Und zwar von 78 Metern an der Basis zu 54 an der „Taille“ und 69 an der Spitze. 

Wir haben den höchsten Turm der Stadt als repräsentatives Abbild ihrer Geschichte und Bewohner gedacht

Robert Whitlock, Kohn Pedersen Fox Associates (KPF) 

Proportionen, die dem Standort nicht nur kulturell, sondern auch bautechnisch entsprechen: Weil Peking in einer Erdbebenzone liegt, musste bei Planung und Errichtung auf umfassende Sicherheitsmaßnahmen und Stabilität geachtet werden. 

Einladende Transparenz: Das Gebäude soll Besucher locken. (Foto: HG Esch)
Einladende Transparenz: Das Gebäude soll Besucher locken.

Die Form der Straßenebene hebt die Zugänge zum Tower hervor. (Foto: HG Esch)
Die Form der Straßenebene hebt die Zugänge zum Tower hervor.

Passanten bietet der China Zun Tower durch die starke Aufwärtskurve der Lobby und den entgegengesetzten Schwung des Turms eine spektakuläre Kulisse. Die Aluminium-Rippen der inneren Überdachung spiegeln die elegante Linie des Wolkenkratzers.

China Zun „schwebt“ überm Boden

„Wir haben den höchsten Turm der Stadt als repräsentatives Abbild ihrer Geschichte und Bewohner gedacht“, schildert Chef-Designer Robert Whitlock.  Die feine, an der Basis nach außen klappende Ringmauer weise auf die verschiedenen Eingänge hin.

Dass sie optisch über der Bodenebene zu schweben scheint, lade die Öffentlichkeit geradezu dazu ein, sich hier einzufinden und hier tätig zu werden. Whitlock: „Die Synchronie von Turm und Landschaft, gepaart mit seiner schlichten, skulpturalen Form, definieren den CITIC Tower“.

Auch im Inneren folgt das Design dem historischen Formvorbild. (Foto: HG Esch)
Auch im Inneren folgt das Design dem historischen Formvorbild.

Im China Zun Tower regiert Offenheit bei maximaler Stabilität. (Foto: HG Esch)
Im China Zun Tower regiert Offenheit bei maximaler Stabilität.

Zudem fungiert der China Zun Tower als Ankerpunkt am dichten nördlichen Rand der Region. Als neue Sehenswürdigkeit soll er Besucher zu den rund 20 Hochhäusern und dem öffentlichen Park des CBD locken. Durch seine Anbindung ans gewaltige unterirdische Verkehrssystem thront er wie ein verbindendes Highlight an einer Drehscheibe, an der Fußgängerpassagen, Straßenzügen und U-Bahnlinien zusammenlaufen. 

Mittelpunkt der Business-Zone

Design Direktor Li Lei: „KPF wollte mit dem CITIC Tower einen Mittelpunkt für das neue CBD kreieren, der der historischen Hauptstadt Harmonie entlockt und zugleich aufstrebende zeitgemäße Architektur präsentiert“. Man habe sich sowohl bei der äußeren Form als auch im Interieur in allen Details am Motiv des Zun orientiert.

„Wir meinen, dass das elegante Skyline-Profil, die dynamische Präsenz auf Straßenebene, die transparente Lobby und die Halle des Turms der architektonischen Mission gerecht werden“, fügt Li Lei zufrieden hinzu.

Pekings neue Attraktion: Der auch CITIC Tower oder CITIC Plaza genannte „China Zun“ Wolkenkratzer zählt zu den höchsten Gebäuden der Welt. (Foto: HG Esch)
Pekings neue Attraktion: Der auch CITIC Tower oder CITIC Plaza genannte „China Zun“ Wolkenkratzer zählt zu den höchsten Gebäuden der Welt.

Pekings neue Hochhaus-Ikone beherbergt die Hauptbüros der CITIC Group und der CITIC Bank, vermietete Büros und ein Mehrzweck-Business-Center. 

Wolkenkratzer-Spezialist KPF

Das Büro KPF hat seinem Portfolio mit dem China Zun Wolkenkratzer ein weiteres spektakuläres Hochhausprojekt hinzugefügt. Damit umfasst die entsprechende Liste des international tätigen, renommierten Teams bereits fünf der elf höchsten Gebäude der Welt:  

Das Ping An Finance Centre in Shenzhen, den Lotte World Tower in Seoul, das CTF Finance Centre in Guangzhou, das Shanghai World Financial Center und Pekings CITIC bzw. China Zun Tower.

Hohe Räume, hohes Haus: Der neue Turm beeindruckt auch von innen. (Foto: HG Esch)
Hohe Räume, hohes Haus: Der neue Turm beeindruckt auch von innen.

Der China Zun Tower darf sich übrigens noch einer weiteren Top-Platzierung rühmen: Im Ranking der Hochhäuser mit den höchstgelegenen nutzbaren Etagen liegt er gar auf Platz vier (höchste nutzbare Etage auf 515 Metern). 

Starke Konkurrenz in luftiger Höhe

Wie lange dies so bleiben wird, ist allerdings fraglich. Denn derzeit streben viele im Bau befindliche Türme dem Himmel zu.

So soll etwa der Dubai Creek Tower von Architekt Santiago Calatrava mit 928 Metern Höhe bald seine Pforten öffnen. Saudi Arabiens Jeddah Tower – designt von Adrian Smith + Gordon Gill Architecture – soll bei Fertigstellung 2021 mit seinen 1.000 Metern gar alle überragen.

Die neuen Stars der hohen Häuser

Wobei: Inzwischen ist Größe tatsächlich nicht mehr alles. Als zukunftswichtig gelten zusehends Wolkenkratzer, die Nachhaltigkeit zum höchsten Ziel erheben. Solche Öko-Skyscraper sind die neuen Stars – auch wenn sie im Metern gemessen nicht am Himmel kratzen.

Text: Elisabeth Schneyder
Fotos: HG Esch, Li Lei

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