Cloud 11 setzt Grün über Bangkok

Bangkok ist berühmt für bunt pulsierendes Straßenleben. Mit ihren vielen kulturellen und historischen Attraktionen zieht Thailands Hauptstadt jährlich Millionen Touristen an. Was diese nicht behelligt, wird für die Bewohner allerdings längst zum Problem: Es fehlt an öffentlichem Grün. Bangkok bietet hier weniger als sieben Quadratmeter pro Einwohner (Durchschnitt asiatischer Großstädte: 39 Quadratmeter). Das von Snøhetta designte Großprojekt Cloud 11 verspricht Abhilfe. Zumindest einem Teil der Stadt. Denn es schafft neben einer riesigen Mixed-Use-Anlage auch den größten Hochgarten der Metropole. 

Rasant dem Ziel entgegen

Die Arbeiten an Cloud 11 laufen bereits. Und schon 2024 soll das, im Auftrag des thailändischen Entwicklers MQDC (Magnolia Quality Development Corporation Limited) entworfene Projekt fertiggestellt werden. 

Neuer Hotspot für aufstrebendes Viertel

Was Snøhetta in Kooperation mit A49 Architects und SHMA Landschaftsarchitekten dafür designt hat, ist ein über 250.000 Quadratmeter großer, gemischt genutzter Komplex im aufstrebenden CyberTech-Viertel South Sukhumvit. Also in einer beliebten Ausgeh-Zone mit vielen schicken Lokalen, internationalen Hotels und Clubs. Die Anlage ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen und bietet Annehmlichkeiten, die Bedürfnissen und Lebensstil der Bewohner gerecht werden.

Cloud 11 soll einen Teil von Sukhumvit zum Hotspot für Innovation und Technologieunternehmen machen. Mit viel Raum für Künstler und Macher, aber eben vor allem auch mit einer großen, öffentlichen Grünanlage. Schon die Dimension des Projekts verrät, dass hier mehr als nur ein neuer Gebäudekomplex entsteht: Cloud 11 ist als Wahrzeichen gedacht, das für die Zukunft der Stadt steht. Es soll einen neuen Standard für nachhaltige, urbane Stadtviertel setzen. Immerhin gilt das Vorhaben auch als Antwort auf Initiativen wie Green Bangkok 2030 und Enter Bangkok2050, die sich für Nachhaltigkeit und Lebensqualität engagieren.

Das spannende Projekt umfasst erhöhte Gärten mit einer zentralen Rasenfläche, die größer als alle vergleichbaren Anlagen Thailands sein wird. Auch eine Reihe von Pocket Parks, die Raum für verschiedene Aktivitäten in der Nachbarschaft bieten, ist vorgesehen.

„Grüne Lunge“ Cloud 11

Cloud 11 soll zum gemeinschaftlichen Treffpunkt werden. Zur grünen Lunge der Stadt, die allgemein zugänglichen Erholungsraum bietet. Der Entwurf wurde gezielt darauf ausgerichtet, ökologischen Problemen wie Luftverschmutzung und Mangel an Grünflächen entgegenzuwirken.

Der Innenhof ist das gemeinschaftliche Herzstück des Komplexes. Und Snøhetta hat bei Cloud 11 besonderes Augenmerk auf Design und Strategie der Bepflanzung gelegt, um die Wirkung des urbanen Gartens zu verstärken. Durch Betonung mehrerer großer Öffnungen in den gebauten Strukturen kann Luft auf natürliche Weise durch die Vegetation strömen und zur Verbesserung der Luftqualität in den Freiräumen beitragen.

Nährboden für Artenvielfalt

Das Projekt, das nachhaltige Lösungen fördern soll, nützt das Wasser eines angrenzenden Kanals: Es wird mit Hilfe eines Tiefenreinigungssystems aufbereitet. Eine Maßnahme, die – der Öffentlichkeit als Bildungsinitiative präsentiert – als gutes Beispiel dienen soll. Obendrein wird die Cloud 11 „Landschaft“ als Nährboden für verschiedene lokale Arten und Wildtiere fungieren.

Geschickte Landschaftsplanung

Kleine Boden- und Vegetationsflächen, die sich von der Umgebung unterscheiden, werden strategisch übers Gelände verteilt. Damit wollen die Architekten einen kontinuierlichen ökologischen Korridor schaffen, der andere Arten anzieht und die biologische Vielfalt erhöht.

„Wir hatten die Gelegenheit, nicht nur ein Gebäude, sondern ein neues Viertel im Zentrum von Bangkok zu schaffen. Ein urbanes Artefakt, das einen blühenden Ort für Kultur und Kreativität sowie grüne öffentliche Räume bietet, die die Lebensqualität der Menschen in der Gegend von South Sukhumvit verbessern werden“, schildert Snøhetta Gründungspartner Kjetil Trædal Thorsen. Weil immer mehr Menschen in städtische Gebiete ziehen, sei es essenziell, Gemeinschaften zu entwickeln, die den Bedürfnissen der zukünftigen Städte gerecht werden. Auf nachhaltige Art – sowohl in sozialer als auch in ökologischer Hinsicht.

Im Fokus: Lebensqualität

In diesem Sinne zielt Cloud 11 darauf ab, auf dem Gelände und in dessen Umgebung ein neues Lebensumfeld zu schaffen. Nutzern, Anwohnern und Gästen soll es an nichts fehlen, das den Alltag angenehm gestaltet und Freude macht. So stehen mehrere, von einer zentralen Küche betriebene Restaurants auf dem Plan. Ebenso, wie ein Fitnessstudio, eine große Auswahl an Einzelhandelsgeschäften und zwei Hotels. 

Auch viele kulturelle Angebote sind Teil des Konzepts. Darunter etwa eine Bibliothek, Bildungseinrichtungen und kreative Arbeitsbereiche, die für moderne, hybride Arbeitsweisen von zu Hause oder abseits des Büros geeignet sind. Durch seine Lage ist Cloud 11 für Besucher und Pendler auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen. Schließlich befindet sich die BTS-Skytrain-Station gleich nebenan, auf der anderen Straßenseite.

Dicht und bequem vernetzt

Mit Cloud 11 richten Snøhetta und MQDC auch ein völlig neues Verkehrsnetz in verschiedenen Maßstäben ein: Von dorfähnlichen Gassen bis hin zu Straßen, Plätzen, Rolltreppen und Treppen. Alle Teile und Angebote des Komplexes sind miteinander verbunden, um ein effizientes, vielfältiges und logisches System zu schaffen, das für alle Nutzer von Vorteil ist.

Flexibel und zentral organisiert

Um das Gebäude langfristig möglichst flexibel und anpassungsfähig zu halten, bekommt das Projekt ein zentralisiertes Logistiksystem. Ausgehend vom automatisierten Lager und der Zentralküche werden Lebensmittel und Non-Food-Produkte über ein Omnichannel-System durch die Verkaufsflächen transportiert. Natürlich mit der Möglichkeit, die Bürotürme und anderen öffentlichen Bereiche zu erreichen. 

Die Idee der zentralen Küche erfüllt mehrere Funktionen: Sie hilft, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, effizientere Nutzung von Ressourcen und Zutaten zu fördern und die Produktion zu rationalisieren. Darüber hinaus wird eine zentrale Verteilerstelle die Lieferungen und die gesamte Ladeinfrastruktur verwalten.

Zukunft im Blick

Projektleiter Onza Janyaprasert ist überzeugt, dass Cloud 11 den Bedürfnissen von Innovatoren, lokalen Gemeinschaften und zukünftigen Generationen gerecht wird. Und der MQDC Senior Vice President sieht das Vorhaben ganz im Sinne der „Fürs Wohlergehen aller“ Vision seines Unternehmens: „Wir stellen auch sicher, dass das Design von Cloud 11 die Anforderungen künftiger Generationen erfüllt, indem es das Innovations-Ökosystem Südostasiens stärkt, mehr Arbeitsplätze für die Nation schafft und die Lebensqualität der lokalen Gemeinden erhöht.“ 

Mit der Mission „Empowering Creators“ werde Cloud 11 modernste Technologien für die Produktion von Inhalten mit Thailands kreativen Talenten und Kulturgütern verbinden, betont Janyaprasert. Und mit dem renommierten Büro Snøhetta hat MQDC einen idealen Partner für dieses Vorhaben gewählt. Denn die weltweit erfolgreich tätigen norwegischen Architekten haben viel Erfahrung mit nachhaltigen und zukunftsfitten Projekten, die perfekt zu Landeskultur und Umfeld passen. 

Top-Expertise fürs grüne Projekt

Aktuell beweisen sie dies etwa mit dem Plan einer ökologisch und sozial nachhaltigen Siedlung im Entwicklungsgebiet Wendelstrand nahe Göteborg und dem Masterplan eines kreislauffähigen Wohnviertels südlich von Oslo. In Japan entsteht mit dem Shibuya Upper West Project ein nachhaltiger, begrünter Wolkenkratzer, dessen Design Tradition und Geschichte Tokios würdigt. Man darf also getrost davon ausgehen, dass Snøhettas Cloud 11 den Einwohnern von Bangkok Freude machen wird. Nicht nur wegen, aber vor allem mit dem größten Hochgarten Thailands, der heiß ersehntes Grün ins dichte Häusermeer der Metropole setzt.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: MIR / Snøhetta