Das Naturresort Moar Gut in der Salzburger Bergwelt hat Zuwachs bekommen. Die Neubauten in moderner Holzbauweise passen zur lokalen Baukultur und stärken den bäuerlichen Bestand. Zentrales Element der Erweiterung sind die 5-geschossigen Suitentürme.

An die 40 bewirtschaftete Almhütten gibt es im Großarltal und damit die höchste Almendichte im Salzburger Land. Eine Ausnahme, denn der Trend geht in eine andere Richtung. Immer weniger Bauern lassen ihr Vieh auf den Almen weiden, da sich der Aufwand kaum lohne. Als Folge verwildert und verwaldet die über Jahrtausende geschaffene Kulturlandschaft in den Berghöhen zusehends und die Artenvielfalt nimmt ab. Dass die erfolgreiche Almbewirtschaftung auch im Auftrag eines Hotelleriebetriebes erfolgen kann, zeigt das Naturresort Moar Gut in Großarl. 

Hochgartl Suite, Naturresort Moar Gut, Großarl, Salzburger Land, LP Architektur
Die Hochgartl Suiten in den beiden fünf-stöckigen Holztürmen sind in einer Bauzeit von neun Monaten entstanden.

Luxusurlaub am Bauernhof

Das Familien-Luxusresort hat es sich zur Aufgabe gemacht, bäuerliche Kultur und naturnahen Lebensraum zu bewahren und einem zahlungskräftigen Publikum näher zu bringen. Die Kinder helfen beim Stallausmisten und toben sich im 1.000 Quadratmeter großen Spieleldorado, dem Natur Kinderhof, aus, während die Eltern auch mal eine Auszeit alleine im Spa verbringen. Entsprechend der Lage im Naturschutzgebiet der Hohen Tauern verfolgt die Gastgeberfamilie in dritter Generation „nachhaltigen, sozialen Tourismus im fairen und gemeinnützigen Gleichgewicht für alle Beteiligten und die Umwelt“.

So gibt es im Sommer und im Herbst Familienwanderungen zur Moar Gut Alm, die bis in die 1980er-Jahre bewirtschaftet wurde. Heute dient sie den Gästen als exklusives Refugium, während die hofeigenen Rinder die Almwiesen unterhalb des Gamskarkogels beweiden. Das Moar Gut in Großarl entwickelte sich aus einem einfachen Bauernhof, an dessen Bewirtschaftung die Hoteliers bis heute festhalten. „Der Bio-Bauernhof ist unser Ursprung, dies ist unsere Wurzel und daher essentiell für das Moar Gut“, heißt es dazu im Leitbild. 

Hochgartl Suiten, Naturresort Moar Gut, Großarl, Salzburger Land, LP Architektur
Die Suitentürme in konstruktiver Holzbauweise bilden das zentrale Element des Um- und Neubaus.

Die Baukörper sind so angeschnitten, dass aus jedem Blickwinkel des Dorfes eine andere Sicht möglich ist.

Tom Lechner, LP Architektur

Die alpine bäuerliche Kultur soll damit einem internationalen Urlaubspublikum zugänglich gemacht werden, während der Hotelleriebetrieb dafür sorgt, dass die Kühe weiterhin gemolken, die Butter gerührt und die Landschaft gepflegt wird. Mit dem Farm-to-table-Konzept kommt das Moar Gut Alm Rind damit ohne lange Umwege auf den Teller. Kurz gesagt: Ein ökologischer Luxusurlaub am Bauernhof für die ganze Familie.

Konstruktive Holzbauweise

Entsprechend dem Leitbild für nachhaltigen Tourismus setzt man bei der jüngsten Expansion des Resorts daher nicht auf eine Bettenburg jenseits der Auslastungsschmerzgrenze, sondern auf qualitativen Zuwachs im Maßstab zum bäuerlichen Bestand. Das neu errichtete Seerestaurant, die Reithalle am nördlichen Rand der Anlage und die beiden Suitentürme Hochgartl sind in konstruktiver Holzbauweise errichtet.

Seerestaurant, Naturresort Moar Gut, Großarl, Salzburger Land, LP Architektur
Ebenfalls neu in der Anlage ist das Seerestaurant.
Seerestaurant, Naturresort Moar Gut, Großarl, Salzburger Land, LP Architektur
Das Seerestaurant wurde 2022 mit dem BigSEE WOOD Design Award ausgezeichnet.

Entwurf und Planung der neuen Baukörper stammen vom Architekten Tom Lechner von LP Architektur. Das Büro mit Sitz in Altenmarkt hat sich dem nachhaltigen Bauen mit Holz verschrieben. Zu ihren jüngsten Projekten zählt die Lungau Arena und die geplante Erweiterung des Salzburger Hotel zum Hirschen.

Eine dörfliche Struktur 

Das Moar Gut wurde 2023 mit dem Holzbaupreis und dem BigSEE Award ausgezeichnet. Mit der Fertigstellung der fünfstöckigen Holztürme verfügt das Resort nun über 46 Suiten in unterschiedlichen Größen, herkömmliche Hotelzimmer gibt es keine. Durch das Bauen in die Höhe musste letztlich weniger Fläche versiegelt werden und die großzügigen Grünflächen um die Anlage konnten erhalten bleiben.

Reithalle, Naturresort Moar Gut, Großarl, Salzburger Land, LP Architektur
Die Reithalle mit der auffälligen Dachkonstruktion bildet den nördlichen Abschluss der Hotelanlage. 

Durch das filigran wirkende Fachwerk wird das Volumen strukturiert und starke Bezüge in die Landschaft hergestellt.

Tom Lechner, LP Architektur

Die Türme ergänzen zusammen mit den anderen Neubauten die typologische Vielfalt der Anlage, die der Struktur eines Dorfes nachempfunden ist. „Die Baukörper sind so angeschnitten, dass aus jedem Blickwinkel des Dorfes eine andere Sicht möglich ist“, erklärt Lechner. „Die Privatsphäre jeder einzelnen Suite steht im Vordergrund. Die Loggien bieten private Rückzugsoptionen inmitten der Natur.“

Showcase des modernen Holzbaus

Auffallend ist die Konstruktion der Reithalle, die sich mit dem asymmetrischen Giebeldach zum benachbarten Gebäude neigt und damit Platz für einen höher gelegenen Zuschauerbereich schafft. Das weit gespannte Dach mit den aussteifenden Streben hat mehr als eine rein konstruktive Funktion. Es ist ein architektonischer Hingucker, ein Showcase des modernen Holzbaus. „Durch das filigran wirkende Fachwerk wird das Volumen strukturiert und starke Bezüge in die Landschaft hergestellt“, so Lechner.

Reithalle, Naturresort Moar Gut, Großarl, Salzburger Land, LP Architektur

Die Hotelbetreiber unterstreichen die ökologischen Faktoren wie Energie- und Wasserverbrauch, die bei allen Investitionen und Neubauten bedacht werden. Das gesamte Resort wird aus der eigenen Bergquelle gespeist, so auch der Bergsee und der Außenpool, die dadurch über Trinkwasserqualität verfügen. Beheizt wird die Anlage mit Erdwärme.

In diesem Jahr steht schon die nächste Erweiterung des Moar Guts an. Zu den neuen Features zählen dann ein Baby-Spa, eine Indoor-Trampolinhalle und ein interaktiver Gaming-Room.

Text: Gertraud Gerst
Fotos: Albrecht Immanuel Schnabel

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