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Philippe Starck und der Krieg der Sterne

Es mag auf den ersten Blick absurd klingen, ist aber Realität: Super-Designer Philippe Starck mischt im Spiel um das schickste Hotelzimmer des Weltalls mit!

Wer zuletzt zur richtigen Nachtzeit und sternenklarem Himmel nach oben geblickt hat, traute womöglich seinen Augen nicht. Aufgefädelt wie an einer Halskette tanzten da Sternchen über unseren Köpfen hinweg. Eine rasche Google-Recherche stellt freilich schnell klar: Nix Außerirdische. Nur die Satelliten von Elon Musks Satelliten-Internet namens Starlink. Und es ist der aktuellste Beweis dafür, dass manch extrem futuristisches Ansinnen weit näher ist, als wir vielleicht glauben wollen.

Überirdisches Urlaubsparadies

Man kann getrost behaupten: Über unseren Köpfen braut sich gehörig was zusammen: Der seit Jahren markig avisierte All-Tourismus ist nicht mehr die Vision einiger Spinner, sondern längst zum Greifen nahe. Konkret heißt das: Zwei spektakuläre Projekte rittern derzeit um die Vormachtstellung im überirdischen Urlaubsparadies! Sie beide wollen innerhalb der kommenden sechs Jahre das jeweils erste Weltraum-Hotel eröffnen. Besonders überraschend: In diesem Krieg der Sterne mischt just Stardesigner Philippe Starck mit.

Orbital Assembly Corporation

Bevor wir uns aber auf die Details konzentrieren, versuchen wir einen Blick durch das Fernrohr – in die Planungszentralen der beiden Konkurrenten. Da wäre erst einmal das, ob der Dimension seines Vorhabens besonders spektakuläre, Startup Orbital Assembly Corporation. Das junge Unternehmen aus Kalifornien hat erklärt, „im Jahr 2025 mit dem Bau des weltweit ersten Weltraumhotels“ zu beginnen. Dafür will man eine gänzlich neue Raumstation direkt im Orbit zusammenstecken. Ein bisschen auf die Art, wie Lego. Nur eben Technik-Lego für richtig Erwachsene.

Alter Name, neues Glück

Name dieser besonderen Bleibe: Voyager. In Anlehnung an das Apollo-Programm, das die Menschheit auf den Mond brachte. Damit wolle man „den Geist dessen verkörpern, was diese Station für all jene bedeuten wird, die dorthin reisen werden“, so die Macher, die das „Dorthin“ auch schon recht genau definiert haben: „Unsere geplante Umlaufbahn und Höhe für die Voyager-Station ist 97 Grad und 500 bis 550 Kilometer,“ heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. Und weiter: „Dies ist ein sonnensynchroner polarer Orbit, der die thermische Belastung reduziert und eine fast kontinuierliche Solarstromerzeugung ermöglicht.“

Orbital Assembly Corporation

Orbital Assembly Corporation

Jedenfalls aber ist die Voyager Station als rotierende Raumstation geplant, die durch „Erhöhen oder Verringern der Rotationsgeschwindigkeit ein unterschiedliches Maß an künstlicher Schwerkraft erzeugen kann“, sagen die Entwickler. Schließlich sei simulierte Schwerkraft für eine langfristige Bewohnung im Weltraum unerlässlich.

Detailgenaue Planung ist bereits erfolgt

Es wirkt also tatsächlich so, als würden die Konstrukteure von Orbital Assembly Corporation ziemlich sehr genau wissen, was sie tun (werden). Und in welcher Reihenfolge: „Der erste Teil von Voyager, der gebaut wird, ist eine drucklose Ringstruktur mit Andockarmen und Stabilisatoren, die ein besuchendes Raumschiff einfangen und einrasten lassen soll, um Passagiere und Fracht auszuladen“, heißt es.  „Zunächst wird es nur eine Andockstelle geben, aber später werden wir eine weitere hinzufügen, so dass zwei Raumfahrzeuge gleichzeitig an die Station angedockt werden können.“

Orbital Assembly Corporation
Orbital Assembly Corporation

Orbital Assembly Corporation

Der gesamte Zugang für Passagiere und Fracht zur Station soll durch eine Reihe von Druckröhren erfolgen, die den Docking Hub mit dem sogenannten Outer Ring Truss verbinden, dem äußeren Ringfachwerk, kurz ORT. Dieser wird aus einem dreieckigen, drucklosen Ring bestehen, der von einem Netz von Speichen zum Docking Hub getragen wird. „Im Inneren dieses Fachwerks befindet sich eine Zugangsröhre, die es den Menschen ermöglichen wird, sich frei in der Station zu bewegen.“ Dieser Bereich gilt als Rückgrat der Station.  An ihm werden sämtliche bewohnbare Module montiert sein. Aber auch die Sonnenkollektoren, Heizkörper und ein Schienentransportsystem soll an ihm andocken.

Luxus hoch über unseren Köpfen

Lange Rede kurzer Sinn: Am Ende werden 24 Module als Wohnraum bereit stehen. Jedes mit einem Durchmesser von zwölf Metern und einer Länge von 20 Metern. Das bedeutet: Verteilt auf drei Etagen bietet jedes Modul insgesamt 500 Quadratmeter bewohnbare Fläche.

Ganz irdisch, wird es dann auch hier unterschiedliche Zimmerkategorien geben. 126 Quadratmeter große Luxus-Suiten, Luxus-Zimmer mit 62 Quadratmeter Größe. Ein Standard-Zimmer soll genau halb so groß sein. „Je nach finaler Konfiguration werden wir zwischen 316 und 440 Gäste beherbergen können“, so  Tom Spilker, CTO von Orbital Assembly. Geplante Eröffnung: Im Jahr 2027. Also: echt schon bald!

In Philippe Starcks Allroom soll man sich fühlen, wie einst im Mutterleib, so wohl …

Allerdings würde die Crew von Tom Spilker wohl eine herbe Niederlage kassieren, wenn ihr Mitbewerber seinen Zeitplan einhält! Das Unternehmen Axiom Space kündigte Anfang dieses Jahre nämlich an, schon im Jahr 2024 den Traum von einer Reise in ein Weltraumhotel ermöglichen zu wollen. Also ganze drei Jahre früher.

Und das ist nicht der einzige Trumpf. Axiom hat nicht nur die NASA als Partner an Bord, sondern auch einen für irdische Verhältnisse echten Weltstar! Designer Philippe Starck will offensichtlich all-mächtig werden und hat das einzige Wohnmodul dieses Hotels entwickelt.

Philippe Starck tüftelt an All-macht

In der Tat verfolgt man auf der Axiom Space Station ein wesentlich exklusiveres aber gleichzeitig einfach realisierbares Konzept. Vereinfach ausgedrückt, wird hierbei an die bereits existierende International Raumstation ISS ein schickes Hotelzimmer angebaut. Die Genehmigungen der NASA liegen bereits vor und selbst Philippe Starck hat schon geliefert!

In seiner Vision werden Alltouristen in einem komfortablen Ei auf die Welt herniederblicken. Und das – jetzt wird’s ein wenige kitschig – eingebettet in Materialien und Farben, die aus einem fötalen Universum stammen. Die Wände sind mit Hunderten von Nano-LEDs mit wechselnden Farben bestückt. So werden alle Schattierungen von Lichtern und Farben des Tages und der Nacht der Stimmung und dem Biorhythmus seines osmotischen Bewohners angepasst.

„Axiom konzentriert sich auf die Weltraumforschung und versucht, Lösungen zu finden, um den Weltraum zu demokratisieren. Ich bin begeistert, an diesem Projekt mitzuwirken, denn der Weltraum ist die Intelligenz der Zukunft“, sagt Philippe Starck. Und sein Auftraggeber stößt naturgemäß ins selbe Horn. Kam Ghaffarian, Executive Chairman von Axiom: „Eine kommerzielle Plattform in der Erdumlaufbahn ist die Gelegenheit, einen Wandel in unserer Gesellschaft zu markieren.“

Breitband, aber sicher

Geht es also nach diesen beiden Unternehmen, machen die Superreichen wirklich bald nicht mehr im schicksten Malediven-Ressort Urlaub, sondern irgendwo im Orbit. Bevor die ersten Touris aber Richtung ultimative Aussicht abheben, ist dank Elon Musk wenigstens schon einmal die Sache mit dem überirdischen Breitband-Internet gefixt.

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Orbital Assembly Corporation | Axiom Space

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