Viel Wissen steckt im Conradhuis (Bild: MIR / Powerhouse Company)
#architektur

Architektur, die Bildung fördert

Amsterdams neues Universitätsgebäude Conradhuis zeigt eindrucksvoll, wie vielseitig moderne Bildungsbauten sein können. Designt von niederländischen Top-Architekten, lädt es flexibel und offen zur Wissenserweiterung – und führt Menschen, Stadt und Universität zusammen.

Von außen betrachtet wirkt der Neubau wie ein einladendes Tor zum Campus der Amsterdamer Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Sein Inneres brilliert mit Räumlichkeiten, die ganz auf die Bedürfnisse Studierender zugeschnitten sind. Das Design des neuen „Conradhuis“ Universitätszentrums macht schon beim Anblick Lust auf Bildung. Entworfen wurde es vom Büro Powerhouse Company, gemeinsam mit Architekten Cie und Marc Koehler Architects

Architektur, die Bildung fördert

Eine Besonderheit des Conradhuis ist, dass seine Architektur die Idee, die hinter dem Entwurf steht, tatsächlich sichtbar macht: Das Ziel, Wissen durch persönlichen Austausch zu fördern. Transparent, mit vielen Verbindungswegen zwischen Gebäudeteilen und Etagen und lichtdurchflutetem Atrium bietet der Neubau den perfekten Rahmen für Begegnungen. 

Bildungsbau „deluxe“: Amsterdams neues  Conradhuis. (Bild: Sebastian van Damme)
Bildungsbau „deluxe“: Amsterdams neues Conradhuis.

Das Atrium des Conradhuis bietet viel Platz für kreativen Austausch. (Bild: MIR)
Das Atrium bietet viel Platz für kreativen Austausch.

Der Neubau beherbergt die Technische Fakultät mit ihren Einrichtungen für Disziplinen vom Bauwesen bis zur Luftfahrt. Diese werden durch die weichen Kanten des Atriums zueinander in Beziehung gesetzt und zum kommunikativen Austausch angeregt.

Jeder Fachbereich hat sein eigenes Stockwerk, dessen öffentliches „Gesicht“ eine Schaufensterterrasse bildet. Dadurch verkörpert das Conradhuis das Konzept der Wissenserweiterung durch menschliche Interaktion umso mehr. 

Das Bildungswesen verändert sich schnell. Deshalb ist Flexibilität ein zentrales Element des Entwurfs.

Nanne de Ru, Architekt und Gründer des Büros Powerhouse Company

Die Bauarbeiten am zukunftsorientierten Uni-Komplex namens Conradhuis gehen zügig voran. (Bild: Egbert de Boer)
Die Bauarbeiten am zukunftsorientierten Uni-Komplex gehen zügig voran.

Das elegante Projekt umfasst rund 27.000 Quadratmeter Fläche. Es bildet den Eingang zum Campus vom historischen Süden Amsterdams aus. Ein Umstand, den der Entwurf achtsam berücksichtigt. Er umfasst drei Elemente: Einen 13-stöckigen Turm, einen sechsstöckigen städtischen Block und das große Atrium, das diese Strukturen mit dem angrenzenden Theo Thijssenhuis-Gebäude verbindet.

Inspiration durch Kommunikation

Das Atrium selbst ist terrassenförmig angelegt, damit die Studenten bequem zwischen den Etagen pendeln können. Die Idee dahinter: Jedes Projekt, auf das sie dabei stoßen, birgt neue Inspiration. Und auch aus zufälligen Begegnungen kann Großes entstehen.

Campus-Feeling pur

Die Entwurfsstrategie nützt die angrenzenden bestehenden Gebäude und schafft ein intensives Campus-Feeling. Theo-Thijssen-Gebäude und Kohnstammhuis werden zu integralen Bestandteilen, indem sie die Gebäudesockel physisch und programmatisch verbinden. 

Durchdachtes Innenleben: Das Modell des Conradhuis (Bild: Powerhouse Company)
Durchdachtes Innenleben: Das Modell des Conradhuis …

Durchdachtes Innenleben: Das Modell des Conradhuis (Bild: Powerhouse Company)
… demonstriert die Offenheit der Räumlichkeiten.

Die beiden Baukörper des Conradhuis sind geschickt in den urbanen Kontext eingefügt. Eigentlich als Wahrzeichen gedacht, ist der Turm jedoch dezentral. Er wurde von der Straße zurückgesetzt, um das bestehende Kohnstammhuis nicht zu dominieren.

Das freundliche Conradhuis

Der niedrigere Teil passt sich den nahen, tiefer liegenden Wohnbauten an. Jura-Kalkstein verkleidet die Hauptfassade und verleiht ihr mit seiner organischen Textur und sanften Farbe einen freundlichen Look. Eloxierte Aluminiumseiten an den Fenstern schaffen eine moderne Außenhaut, die für möglichst viel Tageslicht im Gebäude sorgt.

Zukunft, mit-gedacht

Das im Auftrag der Hogeschool van Amsterdam erstellte Konzept des Conradhuis „denkt“ zukünftige Anforderungen mit. Im Wissen, dass sich Gegebenheiten rasch verändern können, haben die Architekten größten Wert auf Flexibilität gelegt. Das neue Universitätszentrum lässt sich auch an die kurzfristigen Bedürfnisse des sich wandelnden Bildungswesens anpassen. 

Amsterdams neues Universitätsgebäude „Conradhuis“. (Bild: Sebastian van Damme)

Sowohl der höhere, als auch der flachere Gebäudeteil des Conradhuis können auf verschiedenste Art unterteilt werden. Das Atrium ist das „Herz“ des Gebäudes und seinerseits wandelbar. Durch breite Fachwerkträger verbunden, bildet es das Zentrum des modernen Bildungsbaus.

Vielseitig wandelbar

Die Architekten betrachten das Atrium als „sowohl physisches als auch metaphorisches Verbindungselement“. Sein Dach kann leicht entfernt werden, so dass zwei getrennte Gebäude entstehen. Damit kann das Conradhuis nicht nur für kurzfristige Erfordernisse adaptiert werden, sondern hat auch das Potenzial, seine Funktion drastisch zu verändern.

Viel Wissen stecktim Conradhuis (Bild: Egbert de Boer)

Viel Wissen stecktim Conradhuis (Bild: Sebastian van Damme)

Auch in Sachen Nachhaltigkeit stecken viel Wissen und Erfahrung in diesem spannenden Projekt. So verfügt das Conradhuis unter anderem über ein BREEAM-Excellence-Zertifikat. Und es erfüllt die Vorgaben der Regierungsrichtlinie zur Senkung des Energieverbrauchs in Bildungsgebäuden. Um diese Ziele zu erreichen, setzten die Architekten auf grüne Technologien und recycelbare Materialien. 

Sparsam und effizient

Smarte LED-Beleuchtung im gesamten Gebäude, klimatisierte Decken und Belüftung mit sauberem Luftaustausch sorgen für ein angenehmes, energiesparendes Ambiente. Begrünte Dächer, ein saisonales Wärmespeichersystem und Fassadenschirme für den Sonnenschutz tragen ebenfalls zur Nachhaltigkeit des Neubaus bei. Durch die Kombination aller getroffenen Maßnahmen soll das Conradhuis 40 Prozent weniger Energie benötigen als die niederländischen Bauvorschriften empfehlen.

Amsterdams neues Universitätsgebäude „Conradhuis“. (Bild: Sebastian van Damme)

Das Konzept der drei, am Projekt beteiligten niederländischen Architekturstudios zeigt, wie zukunftsorientiert und vielseitig Bildungsbauten sein können. Das Conradhuis bietet den idealen Rahmen für alles, was moderner Studienbetrieb braucht. Mit Räumlichkeiten, die projektbasiertes, kooperatives Lernen und Arbeiten erleichtern.

Experten für kreative Lösungen

„Die offene Umgebung fördert die Kommunikation von Wissen auf natürliche Art und Weise“, formuliert Architekt Stefan Prins vom mehrfach ausgezeichneten Büro Powerhouse Company, das für außergewöhnliche, kreative Lösungen bekannt ist. Besonders aufsehenerregende Projekte des Teams sind etwa das aus Holz gebaute, „schwimmende Büro“ oder der nachhaltige Holzkomplex „Valckensteyn“ mit seinen erschwinglichen Wohnungen. 

Amsterdams neues Universitätsgebäude „Conradhuis“. (Bild: Sebastian van Damme)

Dass die Werke des Studios den Nutzern Freude machen, beweist etwa eine aktuelle Auszeichnung. Eine Ehrung, die dem, von Powerhouse Company mit De Zwarte Hond designten Bahnhof in Assen jüngst zuteil wurde: Bei der Verleihung der Awards des Branchenverbands niederländischer Architekturbüros erhielt das Bauwerk mit großem Vorsprung den Publikumspreis für das beste Gebäude 2021. Gute Aussichten also für die Studenten, die künftig im Conradhuis ihrem Berufsziel entgegenarbeiten werden.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Powerhouse Company, MIR, Sebastian van Damme, Egbert de Boer   

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